Das Märchen vom Schützenkönig-Betrug

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, 

ich möchte Ihnen heute das Märchen vom Schützenkönig-Betrug erzählen.

 

Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit, an einem nicht allzu weiten Ort ein Schützenfest, auf welchem der Schützenkönig ausgeschossen werden sollte. Es bewarben sich zwei Mitglieder für das Schießen um den König. Als erstes Bernd der Harte und zweitens der Erzähler dieses Märchens.

Die Regeln besagen, dass man sich um das Amt schriftlich bei den Sieben Zwergen bewerben sollte. Dies hat der Erzähler auch getan. Ob Bernd der Harte dies getan hat, kann der Erzähler nicht bestätigen. Auf Nachfrage bei den Sieben Zwergen hat er dies wohl getan. Zwinker. Wenn nicht, wäre er rein formal schon nicht der Schützenkönig.

Als fairen Sportsmann wie man den Bernd den Harten gesehen hat, kam er gleich auf den Erzähler zu mit den Worten: „Ich habe mich auch beworben, aber ich trete den Schützenkönig ab. Ich war schon zweimal Schützenkönig und du willst ja deinen 50igsten Geburtstag damit feiern. Ich werde danebenschießen, damit es aussieht als ob“. OK, sehr fair, dachte der Erzähler. Dreimal hat der Erzähler das Versprechen von Ihm bekommen, das letzte Mal kurz vor dem Schießen zum Schützenfest. Das es nur zur Beruhigung dienen sollte, wurde dem Erzähler erst später bewusst. So hatten wir eine Absprache: ein Mann ein Wort.

Nun kam der Tag der Entscheidung. Der Erzähler nahm sich vor, nicht nur durch die Absprache mit Bernd dem Harten zu gewinnen, sondern durch reelle Ringe beim Schießen. Das hat sicher auch Bernd der Harte gewusst, da er den Erzähler kennt. Unter anderem durch ca. 25 gewonnene KK-Vereinsmeisterschaften. So dass seine Chancen beim Schießen zu bestehen, nicht so rosig aussahen.  Er sicherte sich wohl ab.

Bevor das Schießen begann, kam die Ehefrau eines der Schießleiter die das Königsschießen durchführten – nennen wir Ihn Holli -  zum Erzähler. Sie berichtete folgende Worte „Da will noch einer Schützenkönig werden“. Der Erzähler antwortete: ja ich weiß. Und im Hinterkopf: Bernd der Harte und ich. Wir haben die Vereinbarung. Kann nichts passieren. Dass dies jedoch kein Hinweis war, sondern eine Warnung, wurde dem Erzähler erst kurz nach dem Schießen bewusst. Wieso sollte jemand den Tipp geben, dass es noch einen Mitstreiter gibt? Macht kein Sinn. Sinn macht vielmehr, dass die Ehefrau mit den Erzählungen Ihres Mannes in Bezug auf eine Absprache zwischen Bernd dem Harten und ihrem Mann in punkto Manipulation zu Gunsten des Bernd dem Harten nicht einverstanden ist. Es gibt halt noch Leute mit Gewissen.

Beide Schießleiter, die das Königsschießen durchführten, äußerten sich nicht. Weder Herr Holli, er grinste nur und weder Herr, nennen wir Ihn Schrotti, sprach darüber – sonst ist er immer der Sprache sehr mächtig  und nicht abgeneigt, diese auch zu benutzen.

Das eigentliche Schießen: der Erzähler benötigte sechs Versuche eine 10 zu Treffen. Bernd der Harte kam sah und schoss eine 10. Respekt. Beim Stechen hatte der Erzähler eine angerissene 10. Wurde aber von Herrn Holli als neun gewertet. Der Erzähler hat nicht protestiert, hat ja die Absprache mit Bernd dem Harten. Aber an dieser Stelle konnten die beiden Schießleiter den Sack zumachen. Sein Stechen hat Niemand gesehen. Aber durch das Stechen „gewann“ er das Schießen.

Nach dem Schießen, den Diskussionen mit den Schießleitern im Vorraum der Stahlkammer, verkündete Bernd der Harte dem Erzähler an der feierlichen Tafel, dass er zwar vorbeigeschossen habe, aber zufälligerweise die 10 getroffen hätte. Welch Zufall. Er beteuerte, dass ist Ihm noch nie passiert. Na sowas. Er hätte das Schießen gewonnen, würde aber zurücktreten und müsste es nur den beiden Schießleitern erklären. Der Erzähler dachte, die beiden sind schon alt genug, dass sie für so etwas Verständnis haben. Aber prima dass Bernd der Harte doch solche Rücksicht auf die Beiden nehmen will. Der Erzähler erwiderte: „Musst du entscheiden“. Wir hatten ja eine Vereinbarung. Aber, warum sollte der Lug und Betrug hier aufhören: er ernannte sich zum Schützenkönig. 

Auf einer großen Versammlung an dem alle Akteure anwesend waren: Bernd der Harte, Schrotti, Holli die sieben Zwerge und der Erzähler kam es dann zur Aussprache. Bernd der Harte wies natürlich alle Anschuldigungen von sich. Er bot sogar an, damit die Streitigkeiten ein Ende haben, die Kette und die Königsscheibe zurückzugeben und in den Schützensaal zu hängen, so dass niemand dieses Jahr König ist. Alle haben es gehört, getan hat er es nicht. Alle Anwesenden angelogen? Naja um die Wogen zu glätten, nahm Ricko, der Sohn von Bernd des Harten den Erzähler zur Seite. Der Erzähler  solle doch verstehen, dass er den 70igsten Geburtstag schon lange vorbereitet und plant und da gehört das Anbringen der Königsscheibe einfach mit dazu. Da kann sich der Leser seine eigene Meinung bilden, was das war. Der Erzähler sieht darin ein Eingeständnis.

Nach einigen Tagen hatte Bernd der Harte ein Gespräch mit einem Oberzwerg. Bei diesem versicherte Bernd der Harte, dass er eine Absprache mit dem Erzähler nie gehabt hätte und dass er alles falsch verstanden hätte. Was kann man bei „Ich habe mich auch beworben, aber ich trete den Schützenkönig ab….“ Falsch verstehen? Dass ist schon frech, daher auch die harten Worte Lug und Betrug.

Wer den Erzähler kennt, weiß dass er, wenn es fair zugegangen wäre, dem Bernd den Harten gratuliert hätte und alle hätten gefeiert, alles wäre prima. Es ist jedoch nicht fair abgelaufen. Aus diesem Grund und weil der Erzähler nicht mit Kleingetier zur Schießleiterversammlung an einem Tisch sitzen will, hat er sich nach 30 Jahren entschlossen, die Schießleitertätigkeit einzustellen. Diese hätte er bis zum Lebensende sicher weiter durchgeführt. Schade.

Fazit dieses Märchens: Manche Märchen sind halt leider wahr.

Aber es gibt auch etwas Erfreuliches. Am 04.06.2022 feiert der richtige König die Königsfeier. Nach langer Zeit gibt es wieder eine Königsfeier. Und die meisten sind dazu herzlich eingeladen. Die Liste wird rechtzeitig im April 2022 in der Klause ausgehängt. Habt eine gute Zeit bis dahin.

Und wenn sie nicht gestanden haben, so Lügen und Betrügen sie noch heute. So enden doch Märchen immer? 😊

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Mario Kabisch